Netzwerk Publikumsforschung NRW
Jahrestagung 2025 des Netzwerks Publikumsforschung NRW
Die Jahrestagung des „Netzwerks Publikumsforschung NRW“ dreht sich 2025 rund um das Thema „Nachbefragung“. Hierbei werden wir mit Impulsvorträgen und Beispielen aus der Praxis den Fragen nachgehen, was bei Besuchenden nach einem Museumsbesuch geschieht, wie ein Besuch wirkt, was erinnert wird und welche Nutzen Follow-Up-Befragungen für Museen haben.
Zugleich stellen wir uns verschiedene methodische Fragen: Welche Methoden eignen sich für Nachbefragungen? Wer nimmt an solchen Befragungen teil? Lässt sich Wirkung auch über einen längeren Zeitraum hinweg messen und wenn ja, wie? Welche Auswirkungen haben die Ergebnisse auf die weiteren Planungen, bzw. zu welchen Änderungen haben sie geführt? Wie ist das Team mit den (Teil)Ergebnissen umgegangen? Neben dem inhaltlichen Input bietet die Tagung Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung.
Ort:
Deutsches Fußballmuseum (direkt ggü. vom Hauptbahnhof Dortmund)
Platz der Deutschen Einheit 1
44137 Dortmund
In Kooperation mit dem Museumsverband Nordrhein-Westfalen und dem LWL Freilichtmuseum Hagen.
Retrospektive: Jahrestagung 2025
Den Ball im Spiel halten: NachBefragt – Was geschah nach dem Museumsbesuch?
Wer seine Besucher:innen kennenlernen will, muss am Ball bleiben. Mit dieser Prämisse lud das Netzwerk Publikumsforschung NRW (ehem. Netzwerk Besucher:innenforschung an Museen in Westfalen-Lippe) zur Jahrestagung in das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund ein. Neu ist nicht nur der Name, sondern auch der Museumsverband Nordrhein-Westfalen als Partner.
Tagungsgegenstand waren Evaluationen, die einige Wochen nach dem Ausstellungsbesuch gemacht worden sind. „Was bleibt Besuchenden eigentlich von einem Museumsbesuch längerfristig in Erinnerung?“ war die Kernfrage. Dabei wurden Methoden, Erkenntnisse und Herausforderungen von sogenannten Follow-Up-Befragungen angesprochen und diskutiert.
Nach einem Warming Up durch die beiden Moderatorinnen Karin Ruhmöller (LWL-Freilichtmuseum Hagen) und Silke Steffens (DASA Arbeitswelt Ausstellung Dortmund) ging der Ball direkt an Dr. Lorenz Kampschulte (Deutsches Museum München), der Einblick in eine groß angelegte Besuchendenstrukturanalyse an 22 Museen und Science Centern gab, die von der Leibniz-Gesellschaft durchgeführt wurde. Diese Studie beinhaltete eine Follow-Up-Befragung ungefähr 6 Wochen nach dem Ausstellungsbesuch. Die Mediennutzung, die Bewertung des Besuchs und die Mundpropaganda unterschieden sich deutlich zwischen den Museumstypen (Technikmuseen, Naturkundemuseen, Kulturhistorisch-Archäologisch Museen, Kunstmuseen, Science Center), das Wohlbefinden hingegen kaum. Erfreulicherweise wurde dieser Aspekt bei allen Museumstypen hoch bewertet.
Ob eine Ausstellung auch zu längerfristigen Änderungen im Handeln führen kann, hat das Museum für Kommunikation in Frankfurt untersucht. Dr. Corinna Engel (Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit) präsentierte vor der Halbzeitpause ihre Erkenntnisse aus den Befragungen der Wanderausstellung Klima_X. Kann eine Ausstellung überhaupt dazu beitragen, dass Handeln verändert wird? Die Studie kommt zu dem Ergebnis: Ja, mehr als die Hälfte der Befragten der Follow-Up-Befragung gaben an, dass der Besuch der Ausstellung sie sehr stark oder stark zum Handeln angeregt hätte.
Dortmund war im Jahre 2024 einer der Austragungsorte für die Fußball-Europameisterschaft. Dunja Achy vom Deutschen Fußballmuseum zeigte die Nach-Wirkungen dieser Zeit auf: Besondere Aktionen wie das improvisierte Begleiten eines live-Spiels durch die Dortmunder Philharmoniker:innen zogen viel neues Publikum an, erforderten aber auch große personelle und zeitliche Ressourcen. Das Museum konnte jedoch einen satten Zuwachs an Besuchenden vor Ort im Museum und auf Instagram verzeichnen.
Die Herausforderungen, die eine Follow-Up-Befragung bereithalten kann, reflektierte Dr. Inga Specht (Museum Koenig Bonn) mit ihrem Beitrag. Sie beschrieb Einflussfaktoren wie die Heterogenität der Besuchenden und ihr Besuchsverhalten, die Überlagerung von Erinnerung durch nachfolgende Ereignisse oder verschiedene Erinnerungsarten als „troubled water“, die auf die Daten Einfluss hatten. Zudem warf sie einen kritischen Blick auf die insgesamt kleinere Gesamtzahl der Follow-Up-Befragung ihrer Untersuchung, die eine Interpretation erschwert.
Volker Schönert von VisitorChoice in Berlin hat methodisch schon verschiedene Follow-Up-Befragungen gemacht, sei es per Telefon oder auch per online-Befragung. Sein Fazit war: Zeiten ändern sich und damit auch die Möglichkeit, bestimmte Methoden anzuwenden. Mit dem Schutz der Privatsphäre wird es im Rahmen von Telefonbefragungen immer schwieriger, an entsprechende Daten zu gelangen.
Wer anschließend noch nicht aus der Puste war, konnte die Nachspielzeit für einen Besuch des Deutschen Fußballmuseums nutzen.
Dieses Jahr wird das Netzwerk Publikumsforschung NRW noch ein Online-Tutorial anbieten.
Text: Silke Steffens und Marian Bornemann
Das war das Programm "NachBefragt"
Uhrzeit | Themen | Referent:innen |
---|---|---|
09:30 | Eintreffen der Teilnehmenden | |
10:00 | Begrüßung | Manuel Neukirchner, Direktor, Deutsches Fußballmuseum Dortmund tor (LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster) |
Silke Steffens (Sprecherin Netzwerk Publikumsforschung NRW Besucher:innenforschung, DASA Arbeitswelt Ausstellung, Dortmund) | ||
Karin Ruhmöller (Sprecherin Netzwerk Publikumsforschung NRW LWL-Freilichtmuseum Hagen, Westfälisches Landesmuseum für Handwerk und Technik) | ||
10:15 | Anstoß zur Vernetzung | |
10:45 | Impulsvortrag mit anschließender Diskussion: Was bleibt Besucher*innen nach einem Museumsbesuch in Erinnerung? | Dr. Lorenz Kampschulte, Deutsches Museum München |
11:30 | Austausch mit Kaffeepause | |
11:45 | Aus der Praxis: Lerne deine Besuchenden kennen! Am Beispiel der Evaluierung von KLIMA_X | Dr. Corinna Engel, Museum für Kommunikation Frankfurt |
12:30 | Halbzeit: Mittagspause (Selbstzahlende) | |
13:30 | Aufwärmen: Schatzkammer des Deutschen Fußballmuseums | |
Aus der Praxis: „Die UEFA EURO 2024 im Deutschen Fußballmuseum – Eine NachBetrachtung inkl. zukünftiger NachWirkungen“ | Dunja Achy und Merret Langenberg, Deutsches Fußballmuseum Dortmund | |
14:30 | Austausch mit Kaffeepause | |
14:45 | Aus der Praxis: Bridge Over Troubled Water – Der Versuch einer Follow-up-Befragung mit Museumsbesuchenden | Dr. Inga Specht, Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels, Museum Koenig Bonn |
15:15 | Prä-Post-Befragungen: Methodische Ansätze zur Sicherung hoher Rücklaufraten bei Nachbefragungen - Fallbeispiele | Volker Schönert, Visitor Choice |
15:45 | Abpfiff und Finale: Plenum – Abschlussdiskussion, Ausblick | |
16:00 | Ende der Veranstaltung | |
Nachspielzeit | ||
bis 18:00 | Besuch der Dauerausstellung und Sonderausstellung IN MOTION –Art & Football (optional und kostenlos) |
Das Netzwerk Publikumsforschung NRW
Vor Kurzem ist das Netzwerk Teil des Museumsverbands Nordrhein-Westfalens geworden und nennt sich nun „Netzwerk Publikumsforschung NRW“.
Seit vier Jahren betreibt die DASA Arbeitswelt Ausstellung zusammen mit dem LWL-Freilichtmuseum Hagen das Netzwerk „Besucher:innenforschung an Museen in Westfalen-Lippe“. Ziel ist es, Besucher:innenforschung in Museen stärker zu implementieren, den Austausch untereinander zu fördern und sich weiter zu professionalisieren. Besucher:innenforschung hilft Museen dabei, ihre Ausstellungen, Sammlungsobjekte und Veranstaltungen für ihre Besucher:innen zu optimieren. Sie ist ein Mittel zur Qualitätssicherung und überprüft mithilfe verschiedener Evaluationsmethoden, ob gesteckte Ziele erreicht worden sind.
Selbstverständlich sind auch weiterhin Kolleg:innen aus allen Bundesländern herzlich eingeladen, sich dem Netzwerk anzuschließen und dort mitzuwirken, eine Verpflichtung zur
Verbandsmitgliedschaft besteht nicht.
Sprecherinnen des Netzwerks „Netzwerk Publikumsforschung NRW“ sind Silke Steffens von der DASA Arbeitswelt Ausstellung und Karin Ruhmöller vom LWL-Freilichtmuseum Hagen.